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Einrichtung
Die einheitliche Einrichtung der Kirche stammt aus ihrer Erbauungszeit.
Die Seitenaltäre sind mit zwei, leicht über Eck gestellten Säulen und Seitenvoluten mit Putten ausgestattet und insgesamt reich vergoldet.

Der rechte Seitenaltar zeigt als Hauptbild den hl. Johannes von Nepomuk vor einem Kreuz betend, einen Engel zu seinen Füßen, mit der Hand auf den Mund deutend, über ihm Engel mit der Palme der Märtyrer. Er wird verehrt als Brückenheiliger und Patron gegen Überschwemmungen und Nässe, auch auf den Feldern. Er wurde im Jahre 1393 in der Moldau ertränkt, weil er sich weigerte, das Beichtgeheimnis zu brechen. Historisch richtiger ist, dass er in den Auseinandersetzungen zwischen dem Prager Erzbischof, dessen Generalvikar er war, und König Wenzel von Böhmen, der auch deutscher König war, ermordet wurde.
Im Oberbild sehen wir den hl. Isidor von Madrid, den Patron der Bauern, gegen Dürre, für Regen und eine gute Ernte.
Die linke Figur zeigt den heiligen Florian als römischen Offizier in Uniform mit einer Fahne. Er gießt Wasser über ein Haus aus und wird als Patron der Feuerwehr und gegen Feuersgefahren verehrt. (Er wurde gefoltert und anschließend ertränkt. Er soll der Überlieferung nach ein brennendes Haus durch sein Gebet gelöscht haben).Die rechte Figur stellt den heiligen Wendelin dar mit Hirtentasche und Hirtenstab. Er ist der Patron der Hirten und Herden, Schäfer und Bauern, des Viehs, gegen Viehseuchen, für gedeihliche Witterung und gute Ernten, gleichsam der Schutzpatron für die Nöte des Bauernhofes.

Der Tabernakel auf dem Altartisch ist mit Ranken verziert, daneben stehen auf kleinen Podesten die Halbfiguren Jesus und Maria. Beide Figuren stammen aus der Vorgängerkirche und wurden vom Straubinger Bildhauer Simon Hofer, einem der bedeutendsten Vertreter der bayerischen Sakralplastik des 18. Jahrhunderts, angefertigt und vom Maler Georg Sigmundt Velder im Jahre 1736 gefasst. Jesu Hand weist hin auf das Herz als Ursymbol der menschlichen Liebe, der Liebe Christi, des Erlösers. Maria hält das von einem Schwert durchbohrte Herz in der rechten Hand. Beide Figuren weisen auf die Herz-Jesu- und die Herz-Marien-Verehrung. Beide haben in der Pfarrei Perkam eine lange Tradition. Der linke Seitenaltar ist mit zwei Säulen versehen und reich verziert. Er ist der AlMarienaltar und der Altar für die Nöte des Volkes und zeigt als Hauptbild: „Die heilige Maria liest ihrer Mutter Anna aus der Heiligen Schrift vor“. Ein Engel hält die Heilige Schrift. Vater Joachim und zwei weitere Engel hören zu. Ein Engel, der einen Strahlenkranz überbringt, stellt eine Verbindung zur himmlischen Sphäre her, die durch einen Wolkenkranz vom irdischen getrennt ist. Gott Vater, gekennzeichnet durch einen dreieckigen Heiligenschein, hält das Zepter in der linken Hand, schaut auf die Szene unter ihm und segnet die Familie.

Im Oberbild ist die hl. Notburga dargestellt, flankiert von Schneckenvoluten, Putten und Muschelwerk. Sie ist Patronin aller Dienstboten, der Bauern, der Armen und der Arbeitsruhe. Sie bewahrt vor Viehkrankheiten und allen Nöten der Landwirtschaft. Beide Bilder dieses Altares sind von Sebastian Ziehrer gemalt. Links vom Hauptbildes ist die Figur des hl. Sebastian zu erkennen, eines römischen Offiziers, der in der diokletianischen Glaubensverfolgung mit Pfeilen getötet werden sollte, aber überlebte und dann ertränkt wurde. Er ist der Patron gegen Pest und Seuchen. Rechts steht der hl. Rochus in Pilgerkleidung mit einer Pestbeule am Oberschenkel. Er wird begleitet von einem Hund mit einem Brot im Maul. (Der Hund soll ihn mit Brot versorgt haben, als er sich, weil er Pestkranke pflegte, selbst ansteckte und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurde.) Er ist der Patron der Kranken und Siechen und Bauern, gegen Pest und Seuchen, Tollwut und Unglücksfälle. Alle Figuren der Seitenaltäre stammen von Anton Keller, dabei ist die Statue des Rochus besonders gelungen. Sie wird von Karl Tyroller als ein Werk bezeichnet, „das an die große Kunst der Zeit heranreicht… Der Heilige steht in lockerer Haltung, seine Hand verweist auf die Pestwunde am Oberschenkel. Das gesenkte Haupt, die deutende Hand und das vorgestellte Bein fügen sich zu einer weichen Kurve. Sein besinnlicher Blick und die schenkende Gebärde bringen uns das Wesen des heiligen Wohltäters nahe.“9

Auf dem Altartisch steht statt eines Tabernakels das Gnadenbild Maria Hilf, eine der zahlreichen Kopien des Bildes von Lucas Cranach. Das Original befindet sich im Hochaltar des Innsbrucker Doms. Wer das Bild gemalt hat, ist unbekannt.An den beiden Seitenwänden umlaufend erkennen wir die Bilder der zwölf Apostel in gemalter Rokokoumrahmung mit ihren charaktristischen Attributen versehen, der Apostel Philipus mit dem Kreuz und der hl. Petrus mit den Schlüsseln, gemalt ebenfalls von Sebastian Ziehrer, davor Leuchterarme.

Über den Apostelbildern befinden sich die 14 Kreuzwegstationen. Hier die 9. Station - Jesus fällt zum 3. Male unter dem Kreuz. Das Triumphkreuz an der rechten Seitenwand ist ein Spätwerk von Matthias Obermayer, dem führenden Straubinger Bilhauer seiner Zeit, aus dem Jahre 1793. Dieses Kreuz ist von hohem künstlerischen Wert. K. Tyroller stellt fest: „Prägnanz der Handhabung des Schnitzmessers, klare Demonstration der Körperfunktionen und Verinnerlichung zeichnen dieses Spätwerk Obermayers aus...“10
Bei der Renovierung von 1988-1992 wurde dieses farbgetreu erhaltene Blumenbukett freigelegt, und somit konnten die restlichen Farben bestimmt werden. Die übrigen Buketts wurden neu gefasst.Die reichverzierte Kanzel weist einen bauchigen Korpus auf, der Deckel ist mit Lambrequins(= Vorhängen) versehen. Darauf ist die göttliche Dreifaltigkeit als Dreieck mit Auge im Strahlenkranz abgebildet.
Die bildhafte Gestaltung der Empore ist der barocken Emblematik entlehnt. Ein Emblem besteht aus einem (rätselhaften) Bild (Pictura), einer sentenzhaften Überschrift (Inscriptio, Motto) und einem den Bildinhalt deutenden Epigramm (Subscriptio), meist in lateinischer Sprache. Diese dreiteilige Bauform ist auch für dieses Emblem charakteristisch, die Doppelfunktion von Abbild und Deutung gehört zum Wesen des Sinn-Bildes.
Linkes EmporenbildRechtes Emporenbild
Das linke Bild der unteren Empore zeigt im Hintergrund rechts einen Mann in priesterlicher Kleidung, der einem knienden Mann ein Tuch reicht. Vermutlich handelt es sich um eine zeitgemäße Version der Mantelspende. St. Marin kleidet einen Notleidenden. Im Mittelteil dieses Bildes wird ein junger Priester geschlagen; der hl. Martin könnte gemeint sein, der die Hände auf dem Rücken hält. Im Vordergrund des Bildes steht, abgehoben vom Mittelteil, ein Lautenspieler in prächtiger Kleidung mit einem aufwendigen Kopfputz vor einem Turm / einer Mauer. Bei dieser Gestalt handelt es sich um eine typische Darstellungsweise des Barock. Der Sänger / Seher verweist auf die lateinischen Inschriften. Die lateinische Inschrift tentanti respondet (,) amice lautet: Jemandem, der es (es = Gutes zu tun) versucht, antwortet sie (die Harfe, hier im Bild aber eine Laute), mein Freund. Dieser Text wird gedanklich fortgeführt im rechte Emporebild.
Das rechte Emporebild zeigt den bärtigen, strahlenden Martin mit ausgebreiteten Armen vor dem barocken Paradiesesgarten, dem mittelalterlichen hortus conclusus. (Der Paradiesesgarten als Sinnbild des Urgartens wurde stets als geschlossener Raum gedacht.) Martin steht vor dem Garten mit Lebensbaumhecken und Rosen (dem Baum des ewigen Lebens und den Rosen als Blume der Liebe und des Paradieses). Die lateinische Inschrift tol(l)eratae praemia noctis heißt übersetzt: Belohnungen für eine ertragene/durchlittene Nacht. Gemeint ist damit die Dunkelheit des irdischen Schicksals im Gegensatz zur Helle der Freuden im Himmel.

Die mittlere Orgelempore weist ein erstaunliches Bild auf. Es zeigt eine Parallele auf zwischen Moses, der die Offenbarung Gottes am brennenden Dornbusch empfängt, und Martin, der in Begleitung seiner Mönche / Priester eine Erscheinung des Auferstandenen hat, der von heiligen Frauen und Männern begleitet wird. Die obere Empore zeigt im Mittelbild König David mit der Harfe, dem Musikinstrument des gottesdienstlichen Gebrauchs aus dem Alten Testament, und rechts die hl. Cäcilia, die Patronin der Kirchenmusik, mit der Orgel.Rechts und links des Bildes sind die Wappen der Kirchenerbauer von Oheim und von Poysl dargestellt.
Die Botschaft der Empore und der Deckenbilder lautet, dass Gott Bischof Martin beigestanden hat. Der Sänger / Seher verkündet, dass Martin durch seinen Glauben, sein Gottvertrauen, sein Wirken und seinen Lebenswandel das Dunkel des Diesseits überwunden hat und mit der Glorie des Jenseits belohnt wurde.
Die Botschaft dieser Szenen soll den Gläubigen die Gewissheit vermitteln, die gleiche himmlische Herrlichkeit erlangen zu können, wenn sie glauben, auf Gott vertrauen und sich mühen.
Die Kirchenbänke sind mit reichem Schnitzwerk versehen.
Die Kirche verfügt über 2 Tragekreuze und 3 Altarkreuze.
In der Kirche liegen Ansichtspostkarten zum Verkauf aus. Ein reich bebildeter Kirchenführer mit den Kirchen St. Martin und der Wallfahrtskirche Antenring ist für € 4 in der Kirche und im Pfarramt Perkam erhältlich.
Die Kirche ist nur sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen können vereinbahrt werden bei Frau Reinhilde Haller, Telefon 09420 945.
9 Karl Tyroller, s.o., S. 20
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